Gedanken zum Osterfest 2020 in Zeiten von "Corona"

Gedanken zum Osterfest 2020 in Zeiten von "Corona"

Das kommende Osterfest wirft seine Schatten voraus:

Abweichend zu normalen Jahren, wird dies 2020 allerdings ohne Andachten und Gottesdienste stattfinden müssen. Der Grund ist allgegenwärtig und hat  mehrers Namen: "Corona", "SARS-CoV-2" oder "COVID-19".

Aus diesem Anlass veröffentlichte Pastorin Mönnich am 27.03.2020 einen "offenen Brief" auf der Internetseite des Kirchspiels. Auch Superintendentin Dr. Kristin Jahn richtete sich mit einem Brief an die Kirchenmitglieder des Altenburger Landes.

Bereits seit mehreren Tagen läuten 19:00 Uhr täglich die Kirchenglocken, auch in Dobitschen. Diese sollen als Zeichen der Hoffnung dienen und zu einem individuellen Gebet einladen.

 

 





Offener Brief von Pastorin Mönnich:

Sehr geehrte Gemeindeglieder, 

"Haben Sie nun Langeweile?" So wurde ich gefragt - in einer Arztpraxis, vor wenigen Tagen ... Die Arzthelferin hatte es im Blick, dass keine Gottesdienste und keine anderen Gemeindeveranstaltungen mehr stattfinden dürfen - hier in Thüringen - wie auch anderswo überall in Deutschland ...

Ich gehe in einen Supermarkt und stehe vor - teilweise - leeren Regalen, ich schaue in die Tiefkühltruhen, und auch diese sind leer. Abstand ist einzuhalten - vor den Kassen - und ich denke, das Positive daran ist, dass nun nicht mehr die Gefahr besteht, den Wagen des nachfolgenden Kunden in die Fersen geschoben zu bekommen ...

Die großen Kirchen in Deutschland laden ein: zum Gebet beim Glockenläuten, in den Städten, z. B. in Hannover, wird nun geläutet: um 8 Uhr, um 12 Uhr und um 18 Uhr. In Köln werden täglich um 19 Uhr die Kirchglocken geläutet, und in Dobitschen halten wir es ebenso: ein Abendläuten um 19 Uhr, das zum persönlichen Gebet im eigenen Zuhause einlädt. An anderen Orten sind zu derselben Zeit Christinnen und Christen eingeladen, das Wohnungsfenster zu öffnen, oder auf den eigenen Balkon zu treten und jeden Abend ein Abendlied anzustimmen, Bläser sind eingeladen, jeden Sonntag sich - mit ordentlichem Abstand zueinander - in kleinen Gruppen vor der eigenen Kirche einzufinden und zwei oder drei Choräle zu blasen. In der Lutherstadt Eisleben sind Gemeindeglieder eingeladen, in die Natur zu gehen und Ostersteine zu sammeln, diese zu bemalen oder mit einem Mutmachwort aus der Bibel zu beschriften und an verschiedenen Orten abzulegen, wo wiederum andere sie anschauen oder lesen können - zur Ermutigung in dieser - für uns alle - schwierigen Zeit. Die Corona-Pandemie hat uns Europäer - nein, wir müssen sogar sagen: uns ErdbewohnerInnen - fest im Griff. Und trotzdem fällt es mir schwer, dies so hinzunehmen; aber wenn wir die Nachrichten im Fernsehen verfolgen, hat scheinbar unsre ganze Gesellschaft damit Schwierigkeiten: Wir sind ja noch nicht "lange in der Krise", da erheben sich schon Diskussionen, wie die Wirtschaft in Deutschland wieder "hochgefahren" werden kann!? Kann das ernstgemeint sein? So sehr wir Deutschen gern arbeiten, aber die Gesundheit aller sollte doch an erster Stelle stehen, oder nicht?

Auch ich als Pfarrerin fühle mich zur Zeit irgendwie aufs Aufstellgleis geschoben. Es ist schon eine nie da gewesene Situation, die jetzt auszuhalten ist - mit allen Höhen und Tiefen. Wir haben vielleicht Sorge um unsre Lieben, dass sie nicht infiziert werden, wir möchten an bestimmten Dingen weiterarbeiten, aber das geht nicht. Die Aufgaben auf dem Schreibtisch: auch diese müssen "warten" ... 

Und dann Ostern: so viele Jahre schon haben wir als Kirchgemeinden Gründonnerstag und Karfreitag und dann das Osterfest gemeinsam begangen, mit Gottesdiensten das Leben der Gemeindeglieder begleitet; die Gottesdienste und der gemeinsame Gesang haben mich getröstet, das Wort Gottes hat seine Kraft entfaltet, so empfinde ich es zumindest ... Und in ganz besonderer Erinnerung ist mir das erste Osterfest, das ich hier in Dobitschen 2015 erlebt habe: Wie der Lutherraum sich immer mehr mit Menschen anfüllte - nachmittags kurz vor 14 Uhr - und wie noch Stühle dazugebracht wurden, damit alle BesucherInnen einen Platz fanden. Zuletzt kamen die polnischen Arbeiter, die auf dem Obstgut im Nachbardorf arbeiteten, noch dazu ...

In diesem Jahr wird es nun anders zugehen: ich selbst werde "nur" eine Andacht schreiben können, nur einen Gottesdienst hören oder sehen können - vor einem Bildschirm. Mir wird bewusst, wie sehr wir von der Gemeinschaft leben, wie sehr wir die Gemeinschaft und den anderen, die andere brauchen. Es ist diese Gemeinschaft, der Leib Christi, der uns eint, von dem Christen und Christinnen leben - ebenso wie das Wort Gottes, das nicht leer zu Gott zurückkehrt, wo es verkündigt wird.

Und dann gibt es ja dieses Mutmach-Wort im Timotheus-Brief: "Gott hat uns nicht gegeben den Geist der Furcht, sondern der Kraft und der Liebe und der Besonnenheit."

Und von diesem Wort möchte ich in diesen Wochen leben! Und ich wünsche Euch dies, dass es auch für Euch zutrifft, dieses
Mutmach-Wort!

Gottes Segen sei mit Euch, meine Lieben, bis wir uns wiedersehen.


Ihre M. Mönnich.

 

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    • Kirchgemeinde Dobitschen (im Kirchspiel Mehna - Dobitschen)
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NameInformationen
Brief der Superintendentin Dr. Kristin Jahn zum Osterfest 2020 vom 27.03.2020

Nachrichtlich an alle Pfarrämter, Mitarbeiter im Verkündigungsdienst, Lektoren, Prädikanten, nemenamtliche Kirchenmusiker und Vorsitzende der Gemeindekirchenräte mit der Bitte um Veröffentlichung vor Ort.