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Medizinalrat Dr. Lothar Müller: Ein Leben für das Deutsche Rote Kreuz

Durch einen "Zufallsfund" stießen die Seitenbetreiber auf eine Chronik, des "DRK Kreisverband Altenburger Land" aus dem August 2010, in der es heißt:

"[...] Wäre es nun vermessen, auf der Internetseite der Gemeinde Dobitschen, wo unter ihren Persönlichkeiten folgende Namen zu finden sind:

auch der von Dr. Lothar Müller stehen könnte:


Auch aufgrund dieser Bitte, kommen wir dem Wunsch nach und veröffentlichen an dieser Stelle die Informationen über den gebürtigen Pontewitzer aus dieser Chronik, der das Deutsche Rote Kreuz im Altenburger Land vor allem über die Wendezeit entscheidend mit geprägt hat und so lange wie kein Anderer vor ihm, den Vorsitz / die Präsidentschaft inne hatte.

 

Medizinalrat Dr. Lothar Müller

Lothar Müller wurde am 19. November 1936 in Pontewitz als erster Sohn des hier ansässigen Schuhmachermeisters Kurt Müller und dessen Ehefrau Helga Erna geb. Hiller geboren. Später folgten noch drei Geschwister - zwei Brüder und eine Schwester.

Pontewitz ist ein kleines, heute zur Gemeinde Dobitschen des Altenburger Landes.

Von 1942 bis 1950 besuchte Lothar Müller die Volksschule in Dobitschen (8. Klasse), um danach in Meuselwitz im Jahre 1954 mit dem Abitur seinen schulischen Abschluss zu machen.

Lothar Müller hatte den Wunsch, ein Studium aufzunehmen, was ihm leider im ersten Anlauf verwehrt wurde, da sein Vater als nicht aus der Arbeiterklasse entstammender Bürger der DDR bezeichnet wurde, denn als Schuhmachermeister wurde er der Mittelschicht zugeordnet, und nach DDR-Recht sollten die Töchter und Söhne von Arbeiter und Bauern zur damaligen Zeit zum Studium zugelassen werden. Lothar entschloss sich daher bei der „Volkspolizei See“, der späteren Volksmarine der DDR, eine Ausbildung in der Offizierslaufbahn aufzunehmen, um später mit dem Kapitänspatent zur
Handelsmarine zu wechseln. Während dieser Militärzeit erkrankte Lothar Müller an einer Lungentuberkulose, die vorerst seine weitere berufliche Ausbildung unmöglich machte, denn er musste sich 1958 in der Dresdener Uni-Klinik einer langwierigen Behandlung mit nachfolgender Lungenoperation unterziehen, welche ihn für 1 1/2 Jahre ans Krankenlager fesselte. Etwas Positives hatte diese Erkrankung während seiner Zugehörigkeit zum Militär doch, denn nach seiner Genesung wurde – noch von Dresden aus – seine Immatrikulation an der Medizinischen Fakultät der Karl-Marx-Universität Leipzig möglich, so dass Lothar Müller von 1960 bis 1966 erfolgreich sein Studium absolvierte und mit der Approbation zum Doktor der Medizin abschloss. Sein erster Berufswunsch wurde nun endlich zur Realität.

Schon während seines Medizinstudiums wurde Lothar Müller Mitglied des DRK und Mitglied der DRK-Grundorganisation KMU-Leipzig, einer eigenständigen Grundorganisation der DRK-Bezirksorganisation Leipzig. Hier arbeitete er im Komitee aktiv als Ausbilder und leitete mehrere Schulungslager für die Studenten. Während eines der Schulungslager der KMU in Groß Köris lernte er im Herbst 1964 die Kinderkrankenschwester Eva-Maria Scholze (*18.05.1946), seine spätere Frau kennen, die er dann am 23.07.1966 heiratete. Ihrer Ehe entstammen zwei Töchter.

Nach seinem Abschluss des Studiums begann Dr. Lothar Müller im September 1966 seine Ausbildung im Kreiskrankenhaus Altenburg unter der bewährten Leitung von Herrn Obermediznalrat Dr. Gerhard Engel sowie den Oberärzten Herrn Dr. Reichmann und Herrn Dr. Kämpfer - zuerst als Pflichtassistent - und danach folgender fünfjähriger Ausbildung zum Facharzt für Chirurgie. Am 13.01.1972 wurde Dr. M. Facharzt für Chirurgie und am 01.01.1978 erhielt er seine Berufung zum Oberarzt. Während dieser Zeit hat er mit viel Hingabe und Geschick viele junge angehende Chirurgen in ihrer Facharztausbildung erfolgreich begleitet, so dass ihm der Titel eines Mediznalrates am 11.12.1983 verliehen wurde.

Dr. Müller wurde neben seiner chirurgischen Arbeit per 01.04.1977 stellv. Leiter der Altenburger Gebietsblutspendezentrale.

Als 1967 seitens der DRK-Kreisorganisation Altenburg der Ruf an den Ärztlichen Direktor des Kreiskrankenhauses Altenburg nach einem Kreisverbandsarzt erfolgte, sagte Dr. Engel nur: "Müller - das machen Sie!" So war der zukünftige Weg von Dr. Lothar Müller in der DRK-Kreisorganisation entschieden, mit der Maßgabe, nach Ausscheiden des bisherigen Vorsitzenden - Max Prechtl - dessen Aufgaben als Vorsitzender des DRK-Kreiskomitees Altenburg zu übernehmen. Somit wurde Dr. Müller Mitglied des DRK-Kreiskomitees und seines Büros und 1974 löste er den Zahnarzt Max Prechtl, der den Vorsitz von 1953 bis 1974 innehatte, ab.

Dr. Müller hat in seiner Leitungstätigkeit mit den Kreisgeschäftsführern Rudi Kirsten (1964-1974), Siegfried Teichmann (1974-1990) und Ulf Müller (ab 2000) erfolgreich die Geschicke des DRK-Kreisverbandes lenken und leiten können. Er war von 1974 bis 1991 Vorsitzender der „DRK Kreisorganisation Altenburg“, von 1991 bis 2004 Vorsitzender des „DRK-Kreisverbandes Altenburger Land e.V.“ und vom 28.04.2004 bis 29.04.2009 Präsident des DRK-Kreisverbandes Altenburger Land e.V. Am 29.04.2009 schied er aus Altersgründen aus seiner Funktion aus.

Für sein großes Engagement im Dienst für Leben und Gesundheit beim DRK wurde Dr. L. Müller 1986 vom Präsidenten des DRK der DDR Prof. Dr. Ludwig mit dem Ehrenzeichen des DRK der DDR in Gold und 1998 durch den Präsidenten des DRK-Landesverbandes Thüringen mit dem Ehrenzeichen des DRK der Bundesrepublik Deutschland ausgezeichnet. Am 19.09.2009 erhielt er postum die Ehrenmitgliedschaft des DRK-Kreisverbandes Altenburger Land e.V.. 

Am 31.12.2000 trat Dr. Müller in seinen wohlverdienten Ruhestand, seine Frau Eva musste noch bis zum 30.11.2008 arbeiten um dann in die Altersteilzeit eintreten zu können. Jetzt wäre die Zeit für einen gemeinsamen, gemütlichen Lebensabend gekommen, doch es kam leider anders: Am Pfingstmontag, dem 01. Juni 2009, rief mich Dr. Müller als seinen Stellvertreter an und teilte mir mit, er hätte eine Gallenkolik. Es war aber keine – es kam bedeutend schlimmer, er blieb stationär. Die weitere Diagnostik ergab ein manifestes Lungenkarzinom im fortgeschrittenen Stadium und eine minimalinvasive Cholecytektomie war dann bereits für den geschwächten Körper nicht mehr zu verkraften, so dass eine vorbereitete Chemotherapie leider nicht mehr erfolgen konnte.

Viel zu früh im Alter von nur 73 Jahres ist Dr. Lothar Müller am 18. Juni 2009 in den Armen seiner Frau verstorben. Am 25. Juni wurde er unter großer Anteilnahme seiner ärztlichen Kollegen, seiner vielen Freunde und Bekannten und auch vieler RK-Mitglieder zu Grabe getragen.


Wäre es nun vermessen, auf der Internetseite der Gemeinde Dobitschen, wo unter ihren Persönlichkeiten folgende Namen zu finden sind:

  • Johann Friedrich Agricola (1720-1774), Musiker, Komponist und Musikschriftsteller
  • Erika von Watzdorf-Bachoff (1878-1963), deutsche Dichterin

auch der von Dr. Lothar Müller stehen könnte:

  • Dr. Lothar Müller (1936-2009) Präsident des DRK-Kreisverbandes Altenburger Land e.V. 1974-2009

 

 

 

Nachruf aus der Chronik des DRK

In memoriam

Am 18.06.2009 ist nach einer kurzen, schweren und heimtückischen Erkrankung, bis zum letzten Moment auf ein medizinisches Wunder dank moderner Chemotherapie hoffend, ein guter und wertvoller Mensch – ein lieber Freund – von uns gegangen.

Still und bescheiden hat er gelebt, geachtet von Freunden, Kollegen sowie seinen Kameraden des Deutschen Roten Kreuzes des Altenburger Kreisverbandes, dem er 35 Jahre seines Lebens aufopferungsvoll gewidmet hat. Damit hat er von allen Vorgängen im Amt des Vorsitzenden bzw. Präsidenten die längste Zeit seine Kraft dem Deutschen Roten Kreuz gewidmet und besonders in der schweren Zeit des Neubeginns ab 1990 eine beispielhafte Arbeit geleistet - Ehre seinem Andenken!

 

 

Weitere Beiträge:

Ortsteil Pontewitz


Dateianhänge

Chronik des DRK Altenburger Land







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